Am 11. März 2024 kam Dr. Markus Hünemörder, ein Historiker und Amerikanist, der sonst an der Ludwig-Maximilians-Universität in München lehrt, zu uns nach Wasserburg, um in der Aula einen englischsprachigen Vortrag für alle Schülerinnen und Schüler der Abschlussklassen zu halten. 

Nachdem sich Herr Hünemörder vorgestellt und auch auf seinen eher ungewöhnlichen Namen eingegangen war, gelang es ihm gleich zu Beginn, durch einen Vergleich der Geschehnisse der US-amerikanischen Politik mit sportlichen Ereignissen der Bundesliga oder der NBA, das Interesse für sein Spezialgebiet zu wecken. 

In gewohnt lockerer und humorvoller Weise stellte er zunächst die unüberbrückbaren Differenzen zwischen den Democrats und Republicans anschaulich dar und erklärte, inwiefern sich die beiden Parteien in den letzten Jahren immer weiter politisch auseinander bewegt haben. Im Wahljahr 2024 ging es dabei insbesondere auch um die beiden Kandidaten der letzten Wahl, Joe Biden und Donald Trump, die aller Voraussicht nach auch in diesem Jahr wieder gegeneinander antreten werden. Herr Hünemörder war sich sehr wohl der Tatsache bewusst, dass ein Großteil unserer Schülerinnen und Schüler zu Beginn von Trumps Präsidentschaft noch die Grundschule besucht und sich deshalb vermutlich damals nicht besonders intensiv mit der US-amerikanischen Politik auseinandergesetzt hatte. So fasste er die „Highlights“ von Trumps Legislaturperiode prägnant zusammen, zu denen auch die nie zuvor dagewesene Angewohnheit eines Präsidenten zählte, jegliche Vorkommnisse über das zu jener Zeit noch unter dem Namen Twitter bekannte soziale Netzwerk zu kommentieren. Diese Tweets dienten nicht selten als großartiges Material für diverse US-amerikanische Late Night Shows, die uns Herr Hünemörder nicht vorenthielt.  

Laut Washington Post äußerte Trump in seiner vierjährigen Amtszeit zudem über 30000 Statements, die sich als unwahr herausstellten und bis heute hat Trump den Wahlsieg seines Kontrahenten im Jahr 2020 nicht anerkannt. Seine diversen Anklagen vor Gericht, beispielsweise wegen des Versuchs, das Wahlergebnis in Georgia nachträglich zu beeinflussen, wegen der Schweigegeldzahlungen an seine Affäre Stormy Daniels, und des Diebstahls offizieller Regierungsakten, die eigentlich ins Nationalarchiv gehörten, scheinen Trump jedoch nichts anhaben zu können. Ganz im Gegenteil: Seine Anhängerschaft fühlt sich bestärkt und anders als in Deutschland könnte Trump auch gewählt werden, während er eine Haftstrafe im Gefängnis absäße.  

Da Trump aus den Vorwahlen der Republicans als deutlicher Sieger hervorgeht und auch Biden keine ernstzunehmenden Herausforderer innerhalb der Demokratischen Partei hat, wird es also auf einen Kampf zwischen den zwei altbekannten „Dinosauriern“ hinauslaufen. Als solche betitelte ein von Herrn Hünemörder gezeigter Cartoon den 81-jährigen „Bidenosaurus“ und den nur drei Jahre jüngeren „T-Rump“. Neben einer kurzen Zusammenfassung des sehr speziellen US-amerikanischen Wahlsystems mit den allesentscheidenden Swing States ging Herr Hünemörder auch auf die politische Agenda der Kontrahenten ein. Er stellte die Standpunkte beider Kandidaten gegenüber und erläuterte teilweise auch die Konsequenzen für die restliche Welt. So verabschiedete Joe Biden beispielsweise das bisher umfassendste Gesetz zur CO2-Reduzierung, während Donald Trump den Klimawandel während seiner Amtszeit noch leugnete. Die enormen Einwanderungsströme aus mehreren lateinamerikanischen Staaten wollte auch Biden gesetzlich beschränken, doch die Republikaner verhinderten die Verabschiedung eines entsprechenden Gesetzes, da dieses Problem auch nach der Wahl im November noch bestehen soll, damit Trump es in gewohnter Manier selbst angehen kann. Auch die Konflikte im Mittleren Osten und zwischen Russland und der Ukraine wurden thematisiert, da das von Trump angekündigte Ende der militärischen Unterstützung der Ukraine wohl auch Auswirkungen auf die Unterstützung durch die europäischen Länder hätte. 

Auch wenn viele US-Amerikaner Trump als nicht-wählbar erachten, steht Biden auf der Beliebtheitsskala nicht sonderlich weit oben. Laut Herrn Hünemörder konnte Biden zwar einige politische Erfolge einfahren, stellt aber als betagter weißer Mann ziemlich genau das Gegenteil der typischen Wählerschaft der Democrats dar: Die ist nämlich tendenziell jung, weiblich und zählt zu einer Minderheit. 

Am Ende des Vortrags trauten sich einige Schülerinnen und Schüler, ebenfalls auf Englisch ihre Fragen zur US-amerikanischen Politik zu stellen und reges Interesse an der Thematik zu zeigen. 

Auch für absolute Experten wie Herrn Hünemörder ist es derzeit nicht möglich, Prognosen für den Wahlsieg abzugeben. Er ist sich jedoch sicher, dass wir eine regelrechte Schlammschlacht erwarten können und insbesondere in den Swing States die Wahlbeteiligung sehr hoch sein wird, da jede einzelne Stimme über den Ausgang der Wahl entscheiden kann. Schließlich wollen die US-Amerikaner verhindern, dass die während des gesamten Vortrags vielzitierten Simpsons auch hier mal wieder die Zukunft vorhersagen: Als Homer Simpson 2020 in der Folge zur Präsidentschaftswahl seine Stimme nicht abgab, brach als Folge die Apokalypse aus. 

 

Sarah Gartner für die Fachschaft Englisch